Aschaffenburgs historische Parkanlagen
Rund um die Stadt auf den Spuren der Geschichte
Aschaffenburgs historische Parkanlagen
Aschaffenburg. Eine Radwanderung durch die historischen Parkanlagen in Aschaffenburg macht uns deutlich, daß sich dahinter mehr verbirgt als die heute so notwendigen grünen Lungen und stadtnahen Freizeitbereiche. Auf den Spuren der Geschichte erfahren wir Erstaunliches. Ausgangspunkt unserer Radwanderung rund um die Stadt ist der Schloßplatz. Wir schließen unsere Räder gut ab und wandern durch den Schloßgarten zum Pompejanum. Hier erinnern wir uns an den bayerischen König Ludwig I., der von Aschaffenburg als seinem "bayerischen Nizza" schwärmte.
Diese auf ihn südlich wirkende Landschaft und die Jahrzehnte vorher entstandenen gärtnerischen Anlagen brachten ihn auf die Idee, in Aschaffenburg ein römisches Haus zu bauen und durch Anpflanzung südlicher Gehölze und Gewächse eine mediterrane Szenerie im Geist der Romantik zu schaffen. So entstand das Pompejanum, nur im Erdgeschoß eine fast getreue Kopie des Hauses von Castor und Pollux im verschütteten Pompeji. Die ausführenden Bauleute mußten sich ihre Anregungen sogar am Originalschauplatz holen.
Zu Füßen der Pompejanum-Terrasse liegt der letzte Weinberg von Aschaffenburg, Indiz für den ehemals reichen Weinbau in und um die Stadt. 1964 wurden Weinberg und Terrasse erweitert. Heute ist die Terrasse der Aschaffenburger Partnerstadt St. Germain en Laye gewidmet. Durch die Altstadt und am Rathaus vorbei kommen wir in die Landingstraße und von dort durch Wermbach- und Alexandrastraße zur Sandkirche. Von hier aus unternehmen wir einen kurzen Spaziergang durch das Schöntal. Wir sind einem von Theoderich von Erbach um 1450 angelegten Wildpark vor der Stadtmauer. Der Mainzer Kurfürst Friedrich Joseph Karl von Erthal ließ den Park umgestalten in eine englische Parkanlage, wobei die alte Kirchenruine auf der Insel im Teich als Staffage sehr passend war. Die Kirche war 1543 von Kardinal Albrecht von Brandenburg den Beginen, einem caritativen Frauenorden, gestiftet worden, wurde aber schon 1547 geplündert und 1552 endgültig zerstört, ohne je geweiht worden zu sein. Die untere Würzburger Straße hinauf durch den Kreisel und dann nach rechts in die Grünewaldstraße. Oben überqueren wir den Wittelsbacher Ring und wenden uns hinter der Eisenbahnbrücke nach links in die Fasanerie. Wie der Name schon sagt: Hier wurden unter Kurfürst von Erthal einst Fasanen aufgezogen. Die Fasanerie war damals Teil eines stadtnahen Jagd- und Wildgeheges. Das Haus des Fasanenjägers ? heute ist hier die Gaststätte ? hat Joseph Emanuel d'Herigoyen, der Planer des Schönbuschs, entworfen.
Nach einer wechselvollen Geschichte, in der es oft um die Existenz der Fasanerie ging, wurde der Park in den späten sechziger Jahren entscheidend aufgewertet. So wurde unter anderem der im 19. Jahrhundert stark verkleinerte See wieder auf die Größe des d'Herigoyen-Entwurfs gebracht. Entlang der Kleingärten radeln wir bis zum Lufthofweg, dem wir nach rechts bergauf folgen. Oben erreichen wir die Schmerlenbacher Straße. Es geht ein Stück nach links bergab und dann sogleich nach rechts in die Straße "Am Krämersgrund". Jetzt bergauf bis zur Haibacher Straße und gegenüber auf einen Schotterweg, der uns zu Füßen des Büchelberges bis zur Berliner Allee bringt. Unterwegs genießen wir den weiten Blick auf die Stadt Aschaffenburg. Bei klarem Wetter erkennen wir die Frankfurter Hochhaus-Silhouette und können sogar bis zum Feldberg sehen.
Am Ende der Berliner Allee überqueren wir die Würzburger Straße, kommen in die Rhönstraße, biegen aber sogleich nach links in den Sälzerweg ein. Wir folgen der Molkenbornstraße, den Bornwiesen und wenden uns hinter dem Fußgängerbereich nach rechts in die Bischbergstraße. Sie führt uns aus dem Stadtteil Schweinheim hinaus auf den Bischbergweg. Erneut bleiben wir stehen, um den Blick auf die Stadt und weit ins Maintal hinein zu genießen. Wir zweigen jetzt halbrechts ab über den Oberen Bischbergweg auf den Bischberg und erreichen am Ende des Weges den Aussichtspavillon. Den ersten Pavillon an diesem Platz hatte der Verschönerungsverein im Jahr 1879 errichtet und ihn mit Erlaubnis Ludwig II. "Ludwigstempel" benannt (Dabei dachte man aber mit Sicherheit mehr an Ludwig I., der Aschaffenburg in sein königliches Herz geschlossen hatte). Der Bischberg bot nicht nur eine herrliche Rundumsicht, sondern bildete auch ein markantes Gegenüber zum Nilkheimer Park und Schönbusch. Er stellte gewissermaßen ein Ende des Parkbogens um Aschaffenburg dar, dessen anderes das Pompejanum ist. Der Ludwigstempel mußte im zweiten Weltkrieg der ebenso aufwendigen wie sinnlosen Befestigungslinie am Main weichen, wurde in die Fasanerie gestellt, wo er so lange vor sich hin rostete, bis er 1972 beseitigt wurde. Inzwischen wurde der Ludwigstempel rekonstruiert und am alten Platz wieder aufgestellt.
Wir radeln jetzt zurück bis zur Abzweigung des Bischbergweges, wenden uns nach rechts und folgen dem Bischbergweg geradeaus bergab, radeln unter der Bahnlinie Miltenberg-Aschaffenburg hindurch und überqueren die Staatsstraße zwischen Aschaffenburg und Obernau (Vorsicht! Starker Autoverkehr!). Auf der anderen Seite führt ein gut ausgebauter Feldweg zunächst nach rechts und dann im Bogen über die Felder nach Obernau hinein. An den ersten Häusern biegen wir nach rechts in die Händelstraße und am Ende nach links in die Mainfeldstraße. Über den Schleusenweg gelangen wir nach rechts zur Mainschleuse. Jetzt heißt es, die Räder huchepack nehmen. Es geht zu Fuß über den Main und auf der anderen Seite bis zum ersten Querweg, dem wir nach rechts folgen. Wir haben den linksmainischen Radwanderweg erreicht, dem wir bis zum Wasserwerk und dann nach rechts dicht am Mainufer folgen. Am Nilkheimer Park gibt es einen schmalen Weg, der uns ins Parkgelände führt.
In Nlkheim stand schon früh, im Jahr 715, eine Kapelle, die vermutlich mit dem Dorf Nilkheim als fränkisches Königsgut zum Mainzer Kirchensprengel gehörte. Die Kapelle wurde mehrfach neu erbaut, die jetzige stammt aus dem Jahr 1720. Im 16. Jahrhundert wurde Nilkheim ein Opfer von Kriegen und Pest. Das Dorf ging unter. Übrig blieb der kurfüstliche Ökonomiehof, der unter Erthal nach d'Herigoyens Plänen neu errichtet wurde ? quasi als hochwillkomene ländliche Staffage für den Schönbusch. Fürstprimas Dalberg verkaufte ihn später an den Privatmann Victor von Mergenbaum, der den ursprünglichen Obsthain in einer Parkanlage umwandelte und die Hofgebäude ergänzte. 1965 gelangte die Anlage in den Besitz der Stadt, wurde sofort erweitert und um das Römerbad ergänzt. Die Parkgebäude wurden restauriert und die Hofgebäude als neue Unterkunft für die Stadtgärtnerei sinnvoll genutzt. Wir überqueren jetzt die Großostheimer Straße, fahren gegenüber geradeaus weiter, am Kleingartengelände und nach einem Rechtsschwenk am Nilkheimer Bahnhof vorbei, gehen über die Gleise, wenden uns nach links und erreichen über den äußeren Schönbuschweg das Zentrum des Parks rund um den See.
Über den Schönbusch kann man abendfüllende Vorträge halten. An dieser Stelle nur so viel: Unter dem letzten Erzbischof und Kurfürst von Mainz, Friedrich Joseph Karl von Erthal, wurde ab 1775 der Schönbusch als erster klassischer Landschaftsgarten Deutschlands im englischen Stil angelegt. Die Pläne stammen von Joseph Emanuel d'Herigoyen und dem Gartenarchitekten Friedrich von Sckell. Von dem damals führenden Gartentheoretiker Hirschfeld ist der Ausspruch bekannt "Alles scheint Natur, so glücklich ist die Kunst versteckt." Vom Schönbusch gelangen wir über die Kleine Schönbuschallee und die Mainbrücke zum Schloß Johannisburg, dem Ausgangspunkt unserer Tour, zurück. Wer jetzt Appetit bekommen hat und mehr über die Aschaffenburger Parks und Gartenanlagen wissen will, kann Kurse, Vorträge und Führungen bei der Volkshochschule besuchen.